Kartenwissen

Tipps für Anfänger im Kartenlegen

Als ich das erste Mal mit dem Kartenlegen anfing, hatte ich Schwierigkeiten, wie viele Anfänger in der Kartomantie. Rückblickend erkenne ich meine Fehler und stelle fest, dass andere oft dieselben Fehler machen. Hier ein paar Tipps für Anfänger. Los geht's!

Welches Deck eignet sich am besten für Anfänger?

Tarot

Wenn du dich fragst, welche Tarotkarten für Anfänger am besten geeignet sind, dann ist es meiner Meinung nach das Rider-Waite-Tarotdeck, auch Smith-Waite-Deck genannt. Ich empfehle dieses Deck, weil es die meiste Literatur dazu gibt und die Aussage der Karten in einer eingefangenen Bildszene dargestellt wird. Es gibt zwar auch viele andere Decks, die die Bedeutung der Karten als Szene darstellen, aber zu diesen gibt es in der Regel wenig Literatur. Beim Tarot sollte darauf geachtet werden, Literatur zu verwenden, die sich auch auf das verwendete Deck bezieht.

Lenormand

Bei einigen Lenormand-Karten ist die Blickrichtung entscheidend. Ich empfehle daher das Deck „Blaue Eule“, da sich die meiste Literatur auf dieses Deck bezieht.

Deine erste Legung

Nun hast du dir ein Deck gekauft und 1-2 Bücher dazu. Die Spannung ist groß, denn du beginnst mit deiner ersten Legung. Jetzt stellst du fest, dass du die Karten gar nicht richtig deuten kannst, das Legesystem auch nicht wirklich verstehst und das Buch dazu dir ebenfalls nicht weiterhilft. So vorzugehen ist verständlich, denn wer hat schon Lust, sich stundenlang mit Anleitungen herumzuplagen, wenn man doch eigentlich nur die Zukunft vorhersagen will? Allerdings ist das so ähnlich, als würdest du dir ein chinesisches Wörterbuch besorgen und damit versuchen, ein chinesisches Fachbuch zu übersetzen, ohne die Sprache zu beherrschen. Wie so oft im Leben, wenn wir etwas Neues lernen, brauchen wir eine strukturierte Herangehensweise und Zeit, um neue Fähigkeiten zu entwickeln. Das gilt auch für das Erlernen des Kartenlegens. Folgendes könnte hilfreich sein:

Verstehe die Bedeutung jeder Karte

Beschäftige dich mit dem Erlernen der einzelnen Bedeutung einer jeden Karte. Gib dich nicht mit einem einzigen Buch zufrieden. (Es gibt auch Webseiten, die die Karten gut erklären.) Mit der Zeit wirst du merken, welche Bücher dir am meisten helfen. Manche sagen, dass man sich nicht mehrere Bücher kaufen soll, weil das am Ende zu Verwirrung führt. Das stimmt, denn du wirst merken, dass der eine Kartenleger eine Karte so deutet und der andere die gleiche Karte anders. Da stellt sich natürlich die Frage, wer hat Recht, welche Deutung ist richtig? An diesem Punkt ist so mancher geneigt, sich nicht mehr mit den Karten zu beschäftigen, weil jeder etwas anderes schreibt. Aber keine Angst, das ist kein Problem. Jeder Autor hat seine eigene Sicht auf die Karten. Wenn du auf widersprüchliche Aussagen zu einer Karte stößt, weil du Bücher von verschiedenen Autoren hast, dann lege fest, was die Karte für dich bedeutet und halte dich in Zukunft daran. Du kannst deine Bedeutungen aufschreiben. So habe ich es auch gemacht. Die Karten sprechen deine Sprache und die gilt es zu lernen.

Für mich sind immer die Bücher am hilfreichsten, in denen die Bedeutungen stichwortartig aufgelistet sind. Bei Büchern, in denen die Aussage einer Karte lang und breit beschrieben wird, besteht meiner Meinung nach für den Anfänger die Gefahr, dass er diese Texte nicht auf seine Legung und Situation anwenden kann, da diese Texte oft schon zu spezifisch und festlegend sind.

Beschäftige dich mit Legesystemen

Besonders beim Tarot hat jeder Platz, auf dem eine Karte liegt, eine bestimmte Bedeutung. Wenn in einem Legesystem zum Beispiel ein Platz für die Zukunft steht, dann sagt die Karte, die dort liegt, etwas über die Zukunft aus. Wenn es einen Platz gibt, der für Gedanken steht, dann verrät die Karte, die dort liegt, genau das.

Legesysteme ohne feste oder nur mit teilweise fester Platzbedeutung

Im Gegensatz zum Tarot werden Lenormand-Karten oft kombiniert. Dies bedeutet, dass mehrere Karten zu einer Aussage zusammengefasst werden. Beispielsweise besteht eine 9er-Legung aus 3x3 Karten. Wobei 3 Karten für die Vergangenheit stehen können, 3 Karten für die Gegenwart und 3 Karten für die Zukunft. Du musst nun jeweils 3 Karten zu einer Aussage kombinieren. (Das 9er-System gibt es in verschiedenen Varianten. Die eben genannte ist eine davon). Das ist mein 9er-System:

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Wenn ich mir die Vergangenheit ansehe, dann erhalte ich bei den Karten 2+3+4 in der Regel keine drei Aussagen. Da die Karten kombiniert werden, gibt es nur 1 bis 2 Aussagen bei der Vergangenheit. Das selbe gilt für Gegenwart sowie Zukunft.

Aber jetzt gehen wir wieder weg von diesem 9er-System. Denn du willst ja das Kombinieren lernen. Beginne damit, zwei Karten so zu kombinieren, dass du eine Aussage erhältst. Sobald du das gut hinbekommst, kannst du deine Fähigkeiten erweitern, indem du mit drei Karten arbeitest. Die Aussage aller Karten werden zu einer einzigen Antwort (evtl. auch zwei) kombiniert.

Manche meinen, je mehr Karten sie auslegen, desto besser. Aber das ist nicht so. Meistens ist es ganz anders: Wenige Karten reichen oft aus und können aussagekräftiger sein als eine große Legung, in der man sich verlaufen kann. Deshalb mag ich auch kleine Legungen.

Gerade am Anfang fand ich Kombinationslisten sehr hilfreich. Man findet sie in Büchern und im Internet. In so einer Liste werden die Bedeutungen zu bestimmten Kartenkombinationen erklärt. Das hilft, ein Gefühl für die Kombinationen zu bekommen. Glaube aber bitte nicht, dass die dort angegebenen Bedeutungen allein gültig sind. Die Kombinationslisten sind nur Bedeutungsvorschläge.

Fragen richtig stellen

Ja/Nein-Fragen sollten vermieden werden. Zum Beispiel ist die Frage "Liebt er mich?" ungünstig. Die Frage sollte daher besser lauten: "Wie steht er zu mir?". Die letztgenannte Art der Fragestellung ist offener. Sie lässt mehr Spielraum für mögliche Antworten.

Stelle die Frage so genau wie möglich

Durch präzise Formulierung deiner Frage steigerst du die Wahrscheinlichkeit, die Antwort klar und präzise zu verstehen. Es ist daher von Bedeutung, deine Frage so zu stellen, dass sie genau das erfasst, was du wissen möchtest.

Nehmen wir ein Beispiel: Angenommen, du stehst vor einem Problem in deinen zwischenmenschlichen Beziehungen und möchtest wissen, wie du dich in dieser Situation verhalten sollst. Wenn du fragst "Wie soll ich mich in dieser Situation verhalten?" und dann eine Orakelkarte ziehst, die das "Mitgefühl" empfiehlt, könnten Interpretationsprobleme auftreten. Ist gemeint, dass du Mitgefühl für die andere Person zeigen sollst oder für dich selbst? Oder vielleicht für beide Seiten? Eine präzise formulierte Frage in diesem Fall könnte lauten: "Wie sollte ich mich in Bezug auf das Problem gegenüber der anderen Person verhalten?" Durch eine solche Fragestellung wird klar, dass die Antwort der Karte sich auf dein Verhalten der anderen Person gegenüber bezieht.

Stelle eine Frage nur, wenn du offen für jede Antwort bist

Wenn man die Karten befragt, ist es wichtig, für vielfältige Antworten offen zu sein. Eine Bereitschaft, auch Antworten anzunehmen, die nicht ins gewohnte Schema passen, macht das Kartenlegen wertvoll. Wer hingegen nur die Antwort akzeptiert, die er hören mag und alle anderen Antworten verwirft, für den wird sich das Kartenlegen als wertlos erweisen.

Sollte man sich auf die Frage konzentrieren, wenn man die Karten zieht?

Meine Erfahrung sagt nein. Der Grund: Wenn ich mich beim Kartenlegen auf die Frage konzentriere, bin ich versucht, mich mit Wünschen und Ängsten bezüglich der Frage zu beschäftigen, die sich dann in das Kartenbild einmischen können und daher die Aussage verfälschen. Am besten ist es, wenn du dir vor dem Legen bewusst machst, welche Frage du genau stellen möchtest. Du kannst sie dir auch aufschreiben. Dann vergiss die Frage wieder, denke nicht mehr an sie und ziehe die Karten zügig - ohne lange nachzudenken. So vermeidest du, dass deine Vorstellungen in das Kartenbild einfließen. Mehr dazu gleich unter „Ausgeglichenheit und eigene Wünsche bzw. Ängste“.

Bleibe bei der Frage, wenn du die Karten interpretierst

Wenn du zum Beispiel gefragt hast, ob du den Mietvertrag unterschreiben wirst, den du haben möchtest, und in einer Lenormandlegung zeigen sich Ring & Herz, dann bedeutet das nicht, dass du dich verlieben wirst. Das war nicht die Frage. Die Karten beziehen sich auf deine konkrete Fragestellung, in diesem Fall also nicht auf romantische Deutungen. Die Antwort wäre hier demnach, dass du den Mietvertrag von ganzem Herzen unterschreiben wirst. Daher ist es wichtig, dass du deine Frage so genau wie möglich stellst.

Zeitfenster festlegen

Bevor du die Karten auslegst, solltest du ein Zeitfenster festlegen, auf den sich die Aussage der Karten beziehen soll. So vermeidest du Unklarheiten darüber, wenn es um Zeitangaben geht. Der gewählte Zeitraum kann beispielsweise 1 Woche, 1 Monat, 3 Monaten oder 6 Monaten liegen - oder andere Zeiträume. In Ausnahmefällen kannst du bis zu 1 Jahr in Betracht ziehen, aber bedenke, dass längere Zeiträume zu unsichereren Aussagen führen können, ähnlich wie bei der Wettervorhersage. Je weiter die Prognose in die Zukunft reicht, desto fehleranfälliger kann sie sein. Daher empfehle ich ein Zeitraum von 3 bis 6 Monaten.

Vermeide es, mehrmals auf die selbe Frage zu legen

Es gibt beim Kartenlegen eine Art „Seuche“, die ein Fall für die "Karten-Krankenschwester" ist, um es humorvoll auszudrücken: Mehrfaches Legen auf die gleiche Frage. Ich möchte betonen, dass es wichtig ist, dass du nicht innerhalb weniger Tage dieselbe Frage erneut stellst, da die Botschaften zeitgebunden sind. Durch wiederholte Fragen wird das gewünschte Ereignis nicht herbeigezaubert. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, die immer wieder die gleiche Frage stellen, das Kartenlegen oft aufgeben. Sie können den wahren Wert des Kartenlegens für sich selbst nicht erkennen, weil sie sich in den vielfältigen Aussagen verloren haben. Es ist ebenfalls von Bedeutung zu wissen, dass weitere Legungen die Aussagen der ersten nicht aufheben. Sie können höchstens zusätzliche Informationen liefern, jedoch bleibt die erste Legung maßgebend! Stelle die Frage erst dann erneut, wenn das Zeitfenster abgelaufen ist. Es lohnt sich, die Grundprinzipien der Kartomantie zu beachten, um das Beste aus dem Kartenlegen herauszuholen.

Ausgeglichenheit und eigene Wünsche bzw. Ängste

Beim Kartenlegen ist es wichtig, zum Zeitpunkt des Legens ausgeglichen zu sein. Ängste, Wünsche oder Stress beeinflussen die Aussage der Karten. Statt einer realen Prognose hat man dann Wünsche oder Befürchtungen im Kartenbild - und das sehr genau! Das allein ist schon ein Phänomen. In diesem Fall hat sich das Ego vor die Quelle geschoben, und die Karten beziehen ihre Informationen daher aus dem Ego. Die Karten sind ein sensibles Instrument, daher ist es wichtig, diese Fehlerquelle auszuschalten. Es ist nicht immer möglich, eine völlig neutrale Haltung zu einer Frage einzunehmen. In solchen Fällen empfiehlt es sich, die Karten von einer anderen Person legen zu lassen

Kann jeder das Kartenlegen erlernen?

Diese Frage wird manchmal mit einem bejahenden Nicken beantwortet, obgleich man dies differenzierter betrachten sollte. Ich zum Beispiel bin handwerklich eher ungeschickt und mit zwei linken Händen gesegnet. Es gibt auch Menschen, die sich mit Computern schwer tun, oder solche, die keine Meister im Zeichnen sind. Und nicht jeder ist ein begnadeter Sänger. Das zeigt, dass für jede Fähigkeit eine gewisse Begabung erforderlich ist. Das gilt auch für das Kartenlegen. Kartenlegen erfordert unter anderem die Fähigkeit, Symbole zu verstehen und in unsere Sprache zu übersetzen. Daher ist es wichtig, über die Fähigkeit des symbolischen Denkens zu verfügen und Assoziationen herstellen zu können.

Dies bedeutet jedoch nicht grundsätzlich, dass nur wenige Menschen dazu in der Lage sind. Der Weg zum Kartenlegen mag für manche steiniger sein als für andere. Manche Fähigkeiten, die vielleicht noch nicht vorhanden sind, können durchaus entwickelt werden. Die Leidenschaft für die Karten ist entscheidend, worauf ich nun eingehe.

Kartomantie mit Leidenschaft

Vielleicht kommt dir gerade alles ein bisschen zu viel vor. Eine tiefe Leidenschaft für die Kartomantie, wie bereits erwähnt, ist entscheidend, um dauerhaft „am Ball“ zu bleiben. Wenn man sich als Anfänger nur dann mit den Karten beschäftigt, um zukünftige Entwicklungen zu ergründen, sind die Karten lediglich Mittel zum Zweck. Die Aussage der Karten bleibt dann oft unklar. Hingegen kann jemand, der eine tiefe Hingabe für die Karten hegt und sich gerne intensiv mit ihnen beschäftigt, einen nachhaltigeren Nutzen daraus ziehen. Denn dadurch entsteht eine echte Verbindung zu den Karten und ihrer Symbolik. Mit der Zeit wirst du immer vertrauter im Umgang mit den Karten. Jeder Schritt, den du auf diesem Weg machst, bringt dich näher zum Verständnis und zur Meisterschaft. Gib also nicht auf und vertraue darauf, dass du dich ständig weiterentwickelst.


Wenn du einen Vorschlag für eine weitere Frage hast, die in diesem Artikel behandelt werden sollte, kannst du mir gerne schreiben. Bitte benutze dazu das Kontaktformular.

Nachgedacht

"Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist. Nicht an der Wahrheit liegt es daher, wenn die Menschen noch so voller Unweisheit sind."

- Christian Morgenstern (1871-1914), deutscher Schriftsteller


 "Man darf die Mehrheit nicht mit der Wahrheit verwechseln."

- Jean Cocteau (1889 - 1963), französischer Schriftsteller

 

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